Kabinett

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Verteidigungsminister (Secretary of Defense)



Robert Strange McNamara (1961-68)


Robert Strange McNamara kam am 9. Juni 1916 in San Francisco auf die Welt. Sein Vater hatte dort im Schuhgroßhandel tätig. Nachdem er die Oberschule in Piedmont, Kalifornien beendet hatte, studierte McNamara Wirtschaftswissenschaften und Philosophie in Berkeley und Harvard und schloss dort 1939 mit einem Master of Business Administration ab. Seine erste Anstellung war bei Price Waterhouse in San Francisco, wo er als Wirtschaftsprüfer arbeitete. Bereits 1940 kehrte er jedoch nach Harvard zurück, wo er an der Harvard Business School lehrte. 1943 ging er als Zivilbeauftragter für die Luftwaffe nach England und stieg bei dort vom Hauptmann zum Oberstleutnant auf.
Nach Ende des Krieges ging McNamara als Finanzmanager zu Ford. Dort machte er schnell Karriere, 1949 stieg er zum Finanzdirektor auf und zehn Jahre später sogar zum Präsidenten des Ford-Konzerns – dem ersten Präsidenten, der kein Mitglied der Ford-Familie war. Trotzdem nahm McNamara Kennedys Angebot an, Verteidigungsminister zu werden, und gab den einflussreichen Posten bei Ford nach nur fünf Wochen auf.

Trotz seiner Unerfahrenheit in Verteidigungspolitik wuchs McNamara schnell in seine neue Rolle hinein. Am 28 Mai 1961 stellte Kennedy vor dem Kongress seine Neuformulierung der Verteidigungspolitik vor: Kennedy war gegen einen atomaren Erstschlag der USA. Der Präsident und sein Verteidigungsminister befürworteten die Möglichkeit, militärisch "flexible Antworten" in Krisensituationen zu geben anstatt eines massiven Vergeltungsschläge ("massive retaliation"). Die erste Bewährung für den Präsidenten und seinen neuen Verteidigungsminister war die versuchte Invasion Kubas im April 1961: Eine Gruppe Exilkubaner, die von den USA militärisch ausgestattet worden waren, versuchten einen Aufstand auszulösen, um das Castro-Regime zu stürzen. Die Invasion in der Schweinebucht scheiterte und wurde für die neue Regierung zu einem peinlichen Debakel.  McNamara hatte Kennedy geraten, die Operation durchzuführen – ein Fehler, den er jahrelang bereuen sollte. In der Kubakrise 1962 spielte McNamara dann eine glücklichere Rolle als einer derjenigen, die Kennedy von aggressiver Intervention abrieten und für eine Seeblockade votierten. Die Berlinkrise 1961 waren für McNamara ein klares Zeichen, dass die Präsenz von U.S. Truppen in Deutschland erhöht werden müsse.

Die wohl tragischste Krise in der siebenjährigen Amtszeit McNamaras war jedoch der Vietnamkrieg. Unter der Kennedy-Regierung, die besonders die Möglichkeiten der Sowjetunion zu "nationalen Befreiungskriegen" verringern wollte, wurde die Präsenz sogenannter amerikanischer Militärberater in Vietnam bereits deutlich erhöht: von einigen wenigen hundert Mann auf 17.000. Doch erst unter Lyndon Johnson wurden amerikanische Bodentruppen nach Vietnam entsendet und 1965 begann die USA mit der Bombardierung Nordvietnams. 1967 waren 485.000 US Soldaten in Vietnam stationiert, 1968 waren es beinahe 535.000. Obwohl McNamara zu Beginn des Konflikts ein klarer Befürworter der Intervention war, wuchsen über die Jahre seine Zweifel, ob dieser Krieg gewonnen werden könnte. Bereits vor der Tet-Offensive 1968 trat McNamara, desillusioniert über den bisherigen Kriegsverlauf, zurück. McNamara wurde Chef der Weltbank und hatte diesen Posten von 1968 bis 1981 inne. Später setzte er sich für nukleare Abrüstung der USA und der anderen Atommächte ein. Zu seiner Rolle beim Verlauf des Vietnamkrieges veröffentlichte McNamara 1995 eine persönliche Analyse der Geschehnisse. Dieses Buch, "In Retrospect", wurde auch als persönliches Schuldeingeständnis und Ausdruck des tiefen Bedauerns über die eigene unglückliche Rolle gesehen. McNamara verstarb am 06.07.2009 im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Washington, D.C.. ♦


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages
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