In diesem Abschnitt möchte ich Ihnen nur einen kurzen und neutralen Überblick über die Tatsachen bezüglich des Attentats geben. Hierbei handelt es sich ausschließlich um die unstrittigen Fakten - unabhängig von Schlussfolgerungen, Interpretationen und Theorien:

Im Rahmen einer Wahlkampftour für die Präsidentschaftswahlen im Folgejahr kamen John F. Kennedy und seine Frau
Jackie am 22. November 1963 im texanischen
Dallas an. Am Vortag hatte man bereits die Städte San Antonio und Houston besucht, eine Übernachtung in Fort Worth eingelegt und wurde später noch in Austin erwartet, bevor es am Abend nach Washington zurückgehen sollte. Zusammen mit Gouverneur
Connally | CONNALLY, John Browden Jr. (*27.02.1917 - †15.06.1993)
US-amerikanischer Jurist, Politiker (Dem. u. Rep.), Marineminister (1961), Gouverneur von Texas (1963-69) und Finanzminister (1971-72). Connelly saß mit Kennedy wärend des Attentats im Fahrzeug und wurde ebenfalls verletzt, überlebte jedoch. Laut Warren-Bericht wurde er von der gleichen Kugel getroffen, die bereits Kennedy's Hals durchschlagen hatte. Diese soll dann in seinen Rücken eingedrungen sein, sein Handgelenk durchbohrt und schließlich noch den Oberschenkel verletzt haben. Im Personenregister anzeigen |
und seiner Frau fuhren sie im offenen Wagen durch die Innenstadt. Auf ihrem Weg zum Dallas Trade Mart, wo der Präsident eine Rede halten sollte, passierten sie schließlich wenige Minuten vor der geplanten Ankunft die Dealey Plaza – einen weitläufigen freien Platz am westlichen Rand der Innenstadt, der von einigen mehrstöckigen Gebäuden umringt ist. Um genau 12:30 Uhr vielen dann mehrere Schüsse, durch welche sowohl der Präsident als auch der vor ihm sitzende Gouverneur schwer, sowie der Passant
James Tague | TAGUE, James "Jim" Thomas (*17.10.1936 - †28.02.2014)
US-amer. Geschäftsmann.
Tague war 1963 Autohändler in Dallas und als Zuschauer auf der Dealey Plaza anwesend, als die Schüsse fielen. In diesem Zusammenhang erlitt er eine kleine Wunde an der rechten Wange. Spätere Untersuchungen gingen davon aus, dass vermutlich die erste abgegebene Kugel (oder ein entsprechendes Fragment) eine Bordsteinkante traf und ein davon abgesprengtes Betonstück die Wund verursacht hatte. Tague ist somit neben dem Präsidenten und Governeur Connally die dritte unmittelbat durch das Attentat verletzte Person. Im Personenregister anzeigen |
leicht verletzt wurden. Kennedy wurde dabei in Oberkörper und Kopf getroffen.
Bereits wenige Minuten nach den Schüssen erreichte der Wagen das
Parkland Hospital, wo die Ärzte dem Präsidenten jedoch nicht mehr helfen konnten und ihn schließlich um 13:00 Uhr für tot erklärten. Gouverneur Connally überlebte das Attentat.
Aufgrund von Augenzeugenberichten gab die Polizei von Dallas eine Personenfahndung heraus und nahm schließlich bereits kurz vor 14:00 Uhr den 24jährigen
Lee Harvey Oswald fest. Oswald arbeitete zum Zeitpunkt des Attentats im "
Texas School Book Depository", einem Lagerhaus, welches direkt an der Dealey Plaza liegt. Im Laufe der nächsten zwei Tage, in denen Oswald ständigen Verhören im Polizeihauptquartier unterzogen wurde, warf man ihm schließlich vor, das Attentat mit Hilfe eines Gewehres vom sechsten Stock seiner Arbeitsstätte aus durchgeführt zu haben. Das Gewehr, Patronenhülsen und weitere Hinweise hatte die Polizei zuvor am Tatort sichergestellt. Weiterhin beschuldigte man Oswald, auf seiner Flucht den Streifenpolizisten
J. D. Tippit | TIPPIT, J.D. (evt. "Jefferson Davis", laut Aussage seines älteren Bruders stehen die Initialen "J.D." jedoch ohne Bedeutung) (*18.09.1924 - †22.11.1963)
US-amer. Polizeibeamter von Dallas/Texas. Nach Angaben des Warren-Berichts wurde Tippit angeblich ca. 45 Minuten nach den Schüssen auf Kennedy bei einer Routinekontrolle von dem mutmaßlichen Attentäter Lee Harvey Oswald auf offener Straße erschossen. Im Januar 1964 wurde Tippit postum die Medal of Valor der National Police Hall of Fame verliehen und er erhielt auch die Police Medal of Honor, das Police Cross und den Citizens Traffic Commission Award of Heroism. Im Personenregister anzeigen |
mit einem Revolver erschossen zu haben, welchen er bei seiner Verhaftung noch bei sich trug. Oswald stritt beide Taten ab und bezeichnete sich selbst als "Sündenbock".
Im Rahmen seiner Überführung ins Bezirksgefängnis wurde Oswald dann zwei Tage nach seiner Verhaftung in der Tiefgarage der Polizeistation von dem örtlichen Nachtclubbesitzer
Jack Ruby angeschossen und starb noch am gleichen Tag im Parkland Hospital. Ruby hatte sich unter die Menge der wartenden Journalisten gemischt und tötete Oswald nach eigenen Angaben aus Respekt vor dem ermordeten Präsidenten sowie um Jackie Kennedy den Prozess zu ersparen. Für seine Tat wurde er von einem Gericht in Dallas zum Tode verurteilt, erreichte jedoch mit Hilfe seines Anwalts eine Berufungsverhandlung sowie die Verlegung des Gerichtsstandes nach Wichita Falls. Noch vor erneutem Prozessbeginn verstarb Ruby 1967 an Lungenkrebs.

Eine von Präsident
Johnson | JOHNSON, Lyndon Baines (*27.08.1908 - †22.01.1973)
US-amerikanischer Politiker (Dem.), Senator (Texas, 1949-60), Vizepräsident der USA (1961-63) und 36. Präsident der USA (1963-69). Johnson wurde nur wenige Stunden nach der Ermordung Kennedy's noch in der Präsidentenmaschine Airforce One als Nachfolger vereidigt. Manche Verschwörungstheoretiker bezichtigten ihn der Beteiligung an einem Staatsstreich zur Amtsübernahme. Zumindest jedoch der Einflußnahme auf eine ergebnisorientierte Arbeit der von ihm eingesetzten Warren-Kommission. In seinen letzten Lebensjahren zweifelte er deren Ergebnisse jedoch selbst an. Im Personenregister anzeigen |
unverzüglich nach dem Attentat eingesetzte
Untersuchungskommission unter der Leitung des obersten Bundesrichters
Earl Warren | WARREN, Earl (*19.03.1891 - †09.07.1974)
US-Politiker (Rep.), oberster Staatsanwalt des Staates Kalifornien (1939-43), Gouverneur des Staates Kalifornien (1943-53), Oberster Bundesrichter (Chief Justice) der Vereinigten Staaten (1953 -69) und Vorsitzender der nach ihm benannten Warren-Kommission (1963/64) zur Untersuchung der Umstände des Kennedy-Attentats. In seiner Funktion als Oberster Bundesrichter hatte er auch Kennedy am 20.01.1961 auf den Stufen des Kapitols in Washington den Amtseid abgenommen. Im Personenregister anzeigen |
veröffentlichte im September 1964 ihre Ergebnisse. Demnach hatte Oswald allein und ohne Antrieb von außen gehandelt. Als Motiv ermittelte sie eine Vielzahl von Faktoren, welche ausnahmslos im zwiespältigen Charakter Oswalds gelegen haben sollen.
Bereits kurze Zeit nach der Veröffentlichung wurden erste kritische Stimmen zum Untersuchungsergebnis laut. Kritiker behaupteten, die Kommission habe einseitig und keineswegs ergebnisoffen ermittelt. Auch Präsident Johnson wurde beschuldigt, auf die Kommission eingewirkt zu haben, um Oswald schnell als Alleintäter präsentieren zu können. Man hätte damit außenpolitische Auseinandersetzungen verhindern wollen im Falle, dass es Hinweise auf die Beteiligung einer ausländischen Regierung oder anderweitigen Gruppierung beim Attentat gegeben hätte.
Weiterführende sowohl offizielle wie inoffizielle Untersuchungen in den folgenden Jahrzehnten kritisierten zwar in verschiedenen Punkten die Arbeit der Ermittlungsbehörden insbesondere im Umgang mit dem Beweismaterial, kamen jedoch im Wesentlichen zum gleichen Ergebnis wie die Warren-Kommission. Das
House Select Committee on Assassinations, ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, kam 1979 zu dem Ergebnis, es habe mit hoher Wahrscheinlichkeit einen zweiten Schützen vom Grashügel rechts der Fahrzeugkolonne gegeben, welcher sein Ziel jedoch verfehlte. Durch die Existenz eines zweiten Schützen habe es sich somit auch um eine Verschwörung gehandelt. Dieses Ergebnis stützte sich hauptsächlich auf die akustische Analyse einer Tonbandaufnahme, welche von einem der Polizei-Motorräder stammte. Demnach müsse von mindesten vier Schüssen ausgegangen werden. Oswald selbst konnte nachweislich jedoch maximal drei Schüsse abgefeuert haben. Die Interpretation der akustischen Analyse stellte sich später jedoch als nachweislich falsch heraus und es wurde festgestellt, dass die Aufzeichnungen keinerlei Rückschlüsse auf die Anzahl der abgefeuerten Schüsse zuließen. Somit muss auch das Gesamtergebnis des Untersuchungsausschusses heute als nicht haltbar angesehen werden.

Bis heute verstummen die kritischen Stimmen der Verschwörungstheoretiker nicht. Immer wieder werden eine Vielzahl von Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem Attentat zu Felde geführt und im Laufe der Jahrzehnte wurde auch die Liste möglicher Verdächtiger und ihrer Motive immer länger. Insbesondere die so genannte "Single-Bullit"-Theorie, nach der laut Warren-Kommission eine einzige Kugel sieben Verletzungen an Kennedy und Connally verursacht haben soll, sorgt bis heute für Gesprächsstoff und war auch einer der zentralen Aufhänger in
Oliver Stones | STONE, William Oliver (*15.09.1946)
US-amerikanischer Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Stone ist insbesondere für politische Filme bekannt, welche auch immer wieder für Aufsehen sorgten. Auch der Film "JFK – Tatort Dallas" löste unterschiedliche Reaktionen in der Bevölkerung aus. Haupttenor der Kritik ist sein manipulativer Umgang mit den historischen Fakten durch das Einsetzen filmtechnischer Tricks. Auf der anderen Seite gilt die Offenlegung vieler Geheimdienstunterlagen durch das "JFK-Gesetzes" als direkte Folge der von Stone ausgelösten Proteste. Er wurde dreimal mit dem "Oscar" ausgezeichnet. Im Personenregister anzeigen |
Verschwörungskrimi "
JFK – Tatort Dallas" aus den 90er Jahren. Der Film sorgte für Aufruhr und nährte eine neue Generation von Attentats-Theoretikern. Allerdings wurden weite Teile seiner Ausführungen inzwischen wissenschaftlich widerlegt und auch die "Magische Kugel" gilt inzwischen unter Experten als durchaus nachvollziehbare Version. Grund hierfür sind u.a. Untersuchungen unter der Leitung des Kurators des
Sixth-Floor-Museums in Dallas
Gary Mack | MACK, Gary (geb. DUNKEL, Lawrence "Larry" Alan) (*29.07.1946 - †15.07.2015)
US-amerikanischer Journalist. Mack beschäftigte sich seit 1975 mit dem Kennedy-Attentat. Er war in beratender Funktion bei der Errichtung des Sixth Floor Museums in Dallas in den frühen 1980er Jahren beteiligt, arbeitete dort ab 1994 als Archivar und übernahm schließlich im Jahr 2000 das Amt des Kurators. Weiterhin engagierte er sich um die Aufklärung des Attentats. Im Laufe der Jahre relativierte er seine reine Verschwörungstheorie, glaubte aber weiterhin daran, dass die die Warren-Kommission nicht die ganze Wahrheit ans Licht brachte. Seine Namensänderung ist Folge seiner Zeit als Radio-DJ. Mack starb 2015 in seinem Haus in Arlington (TX) an einer seltenen Krebsart. Im Personenregister anzeigen |
aus dem Jahre 2007, in deren Verlauf mit Hilfe von ballistischen Rekonstruktionen - basierend auf den inzwischen festgestellten tatsächlichen und korrekten Sitzpositionen der Opfer im Fahrzeug - die Schussbahnen nachvollzogen werden konnten.
Zum aktuellen Stand der Diskussion schreibt der Berliner Geschichtsprofessor
Knud Krakau | KRAKAU, Knud (*25.06.1934 - †16.06.2024)
Deutscher Jurist, Politikwissenschaftler und emeritierter Professor an der Freien Universität in Berlin.
Seit 1974 war Krakau Professor für Neuere Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte Nordamerikas an der Freien Universität Berlin. Von 1977 bis 1978 war er Fellow in Residence am Smithsonian Institut in Washington, D.C.. 1994 war Krakau Visiting Fellow an der Stanford University. Im Personenregister anzeigen |
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Die Historiographie und seriöse Publizistik neigen im Ergebnis dazu, die Alleintäterschaft Oswalds anzunehmen – und sei es auch nur, weil alle Alternativen noch weniger überzeugen."
Die zum Teil bis heute noch unter Verschluss gehaltenen
offiziellen Untersuchungsakten sollten nach einem Beschluss des Kongresses von 1992 bereits spätestens im Oktober 2017 – und damit 22 Jahre früher als zunächst geplant – der Öffentlichkeit freigegeben werden. Nachdem der inzwischen amtierende Präsident
Donald Trump | TRUMP, Donald John (*14.06.1946)
US-amer. Unternehmer und 45. + 47. Präsident der Vereinigten Staaten (Rep., 2017-2021, 2025-2029).
Trump ist Inhaber der "Trump Organization" und machte sein Vermögen in der Immobilien- und Unterhaltungsbranche. Als republikanischer Präsidentschaftskandidat gewann er im November 2016 die Wahl gegen die Demokratin Hillary Clinton. Er ist seither der älteste amtierende US-Präsident und der Erste ohne vorangehende politische oder militärische Karriere. Nach seinem Wahlsieg 2024 ist er erst der zweite Präsident, der zwei voneinander getrennte Amtsperioden regiert. Im Personenregister anzeigen |
im Vorfeld die Freigabe auch zugesagt hatte, wurden schließlich nach Interventionen der Geheimdienste einige der Akten für weitere Prüfungen zurückgehalten. Deren Veröffentlichung solle jedoch ebenfalls zeitnah erfolgen. ♦