Dallas | Diesen Artikel weiterempfehlen! |
DALLAS ist die drittgrößte Stadt im US-Bundesstaat Texas mit aktuell rund 1,3 Mio. Einwohnern (Stand: 2020). 1963, zum Zeitpunkt des Attentats, hatte die Stadt mit rund 700.000 Einwohnern nur etwas mehr als die Hälfte ihrer heutigen Bevölkerungszahl.
Gegründet wurde sie 1841 und fünf Jahre später durch die Annektierung von Texas ein Teil der Vereinigten Staaten. Über den Namensursprung ist sich die Geschichtsschreibung nicht ganz sicher, vermutlich geht dieser jedoch auf den damaligen US-Vizepräsidenten George Mifflin Dallas zurück. Einen geschichtlichen Überblick findet sich auf der Website "The Portal to Texas History".
Darüber hinaus ist Dallas als "Einkaufsstadt" bekannt und verfügt über eine sehr hohe Anzahl an Outlet-Stores, insbesondere in der unmittelbaren Peripherie. Weiterhin hat Dallas eine der höchsten Dichten an First-Class-Restaurants amerikanischer Großstädte. Der Flughafen Dallas/Ft.Worth gehört nach Passagieraufkommen zu den größten Luftfahrt-Drehkreuzen der Welt. Abgesehen vom Attentat wurde Dallas auch durch die gleichnamige US-amerikanische TV-Serie bekannt, in der es um Aufstieg und Fall der Öl-Dynastie Ewing geht. Gerüchten zur Folge hatte die Stadtverwaltung die Dreharbeiten massiv unterstützt um die allgemeinen Assoziationen beim Namen der Stadt vom Attentat wegzulenken. Stellenweise wird sogar behauptet, der ganze Ursprung der Serie läge in dieser Absicht.
Die politische Ausrichtung von Texas insbesondere bei Präsidentschaftswahlen war sehr unterschiedlich. So konnten hier im Laufe der Jahre beide politischen Lager schon Erfolge vorweisen. Die allgemeine Tendenz, insbesondere der Wahlen seit den 70er Jahren, geht jedoch in Richtung der Republikaner. Diese hatten auch 1956 schon Texas für sich entscheiden können, und so war es wohl auch im Hinblick auf die Wahl 1964 ein strategischer Schachzug Kennedy’s, den damaligen ihm ungeliebten texanischen Senator Johnson zu seinem Vizepräsidenten zu machen. Kennedy hatte zwar in Texas 1960 gewonnen, konnte sich dieser Stimmen jedoch nicht dauerhaft sicher sein.
Die Stimmung in der "Stadt des Hasses" war denkbar schlecht. Das war für diese Region allerdings nichts Neues. Kennedy selbst hatte Texas schon einmal als "nut country" - Land der Verrückten - bezeichnet. Stephen Fagin , Kurator-Sprecher des Sixth-Floor-Museums in Dallas, sagte in einem Interview:
"Dallas war lange bekannt als konservative Stadt, aber in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren gab es rechtsextreme Gruppen, die jedes Mal demonstrierten, wenn Politiker von Rang zu Besuch kamen. Das prägte das Bild, das die Welt von Dallas hatte. Lyndon B. Johnson wurde hier 1960 im Wahlkampf bespuckt. Unserem UN-Botschafter Adlai Stevenson schlug jemand eine Stange gegen den Kopf, das war vier Wochen vor dem Besuch John F. Kennedys. Als dann Kennedy getötet wurde, war es so, als würde die Welt kollektiv aufstöhnen: >> Oh Dallas! << Eine wütende Stadt, ein vergiftetes Klima, das war damals der Ruf. Die Realität war natürlich differenzierter, dennoch hat es Jahrzehnte gedauert, ehe Dallas dieses Image loswurde."
Einen Tag vor der Ankunft Kennedy’s tauchte in den Straßen von Dallas ein anonymes Flugblatt auf, welches dem Präsidenten Landesverrat vorwarf und aus einer Ansammlung heftigster Verleumdungen bestand. Am Ankunftstag selbst erschien in der Morning News eine ganzseitige schwarzgeränderte Anzeige, welche den Präsidenten und seine Verwaltung herabsetzten.
Dieser Mann wird gesucht wegen verräterischer Aktivitäten gegen die Vereinigten Staaten.
1. Verraten der Verfassung (welche aufrechtzuerhalten er geschworen hat): Er unterstellt die Souveränität der Vereinigten Staaten den kommunistisch kontrollierten Vereinten Nationen. Er verrät unsere Freunde (Kuba, Katanga, Portugal) und nimmt sich unseren Feinden an (Russland, Jugoslawien, Polen)
2. Er liegt falsch bei unzähligen Fragen die Sicherheit der Vereinigten Staaten betreffend (Vereinte Nationen, Berliner Mauer, Raketenabzug, Kuba, Weizenhandel, Waffentestverbots-Abkommen, etc.)
3. Er war zu lasch bei der Durchsetzung des Registrierungsgesetzes für Kommunisten.
4. Er hat kommunistisch angetriebene Rassenunruhen unterstützt und ermutigt.
5. Er ist illegal mit Bundestruppen in einen souveränen Staat eingedrungen.
6. Er hat konsequent Bundesstellen mit Anti-Christen besetzt: Zur Aufrechterhaltung antichristlicher Herrschaft im obersten Bundesgericht. Bundesbüros sind überlaufen von Ausländern und bekannten Kommunisten.
7. Er ist verstrickt in fantastische Lügen gegenüber dem amerikanischen Volk (einschließlich seiner persönlichen Vergangenheit wie Heirat und Scheidung).
Der ehemalige Pressesprecher Kennedy’s Pierre Salinger schreibt in seinem Buch "J.F. Kennedy":
"Am Morgen des 19. November 1963 erhielt ich einen Brief von einer Frau aus Dallas, Texas. Sie schrieb: >>Lassen Sie den Präsidenten nicht hierher kommen. Ich mache mir um ihn Sorgen, weil ich fürchte, daß ihm etwas Furchtbares zustoßen wird. <<
Ich beantwortete den Brief am gleichen Tage:
>>Ich weiß Ihre Sorge um den Präsidenten zu schätzen; aber es wäre traurig, wenn sich der Präsident nicht in jede beliebige Stadt der USA begeben könnte, ohne Gewaltakte befürchten zu müssen. Ich bin ganz sicher, daß die Einwohner von Dallas ihm einen herzlichen Empfang bereiten werden.<<
Diesen Brief habe ich dem Präsidenten nicht gezeigt und auch nicht mit ihm darüber gesprochen. Aber der 19. November 1963 war der letzte Tag, an dem ich ihn lebend gesehen habe."
Die Paradestrecke für den Präsidenten wurde unter den üblichen Gesichtspunkten geplant. Der Weg vom Flughafen Love Field zum Trade Mart, wo der Präsident bei einem Festessen eine Rede halten sollte, war 18,5 Kilometer lang und nahm etwa 45 Minuten in Anspruch. Die ursprüngliche Route sollte von der Main Street direkt zur Auffahrt des Stemmons Freeway führen. Da hierzu jedoch die Überquerung der parallel rechts liegenden Elm Street notwendig wäre, war dies schon damals verboten und wurde durch Betonbarrieren verhindert. Daher ist es auch heute noch zwingend notwendig, von der Innenstadt kommend frühzeit auf die Elm Street zu wechseln, insbesondere, da die Houston Street zwischen Main Street und Elm Street inzwischen Einbahnstraße in südliche Richtung ist. Zum Zeitpunkt des Präsidentenbesuchs konnte die Fahrzeugkolonne jedoch auch diesen Abschnitt noch in nördliche Richtung - also auf das Schulbuch-Lagerhaus zufahrend - passieren. Heute gibt es statt Betonbarrieren eine bordsteinähnliche Abgrenzung zwischen den Fahrbahnen der Main und Elm Street. Die Route wurde bei einer Testfahrt entsprechend angepasst und führte nun direkt am Schulbuch-Lagerhaus vorbei. Diese Änderung war einer von vielen Anlässen für Spekulationen bezüglich einer Verschwörung.
Das Wetter in Dallas hatte sich nach vorangegangenen Regenfällen stabilisiert. Wenige Minuten vor der Ankunft der Präsidentenmaschine waren die letzten Wolken verschwunden und es wurde ein strahlender Sonnentag. Dies veranlasste das Sicherheitsteam absprachegemäß zur Entfernung der durchsichtigen Plastikkuppel auf der Präsidentenlimousine. Diese war ohnehin nicht kugelsicher, hätte jedoch vielleicht die entsprechenden Treffer erschwert. Auch bestand von Seiten des Präsidenten schon in den Vorabplanungen die klare Anweisung, nicht zu viel neben dem Wagen auf gleicher Höhe zu laufen. Kennedy wollte bei diesem Besuch als "volksnah" erscheinen und insbesondere die Sicht auf seine beliebte Frau Jackie freigeben. Diesbezügliche Verschwörungs-Spekulationen über einen kurfristig von "unbekannter Seite" angeordneten Rückzug der Sicherheitskräfte entbehrt daher jeglicher Grundlage.
Im unteren Bild sieht man die Dealey-Plaza, wie sie heute aussieht.
Die rote Linie zeigt die tatsächliche Strecke der Präsidentenlimousine, während die gestrichelte Linie den ursprünglich geplanten Streckenverlauf andeutet.
An den beiden schwarzen Punkten wurde Kennedy getroffen.
Die blauen Linien zeigen den zweiten und dritten Schuss von insgesamt drei Schüssen, die Oswald aus dem fünften Stock des Schulbuch-Lagerhauses laut Warren-Bericht abgegeben haben soll. Im Bericht selbst ist vom "sechsten Stock" die Rede, was jedoch das Erdgeschoss mit einschließt. Wahrscheinlich der erste Schuss soll sein Ziel verfehlt haben.
Der grüne Punkt zeigt die Position von Abraham Zapruder, der mit seiner 8mm-Kamera das Attentat filmte.
Viele unterschiedliche Theorien gehen von mehr als drei Schüssen und somit auch von mehr als einem Schützen aus. So könnten sich weitere Attentäter im oder auf dem Dal-Tax-Building und dem County Records Building befunden haben. Im Mittelpunkt fast aller Theorien steht jedoch der sogenannte Grassy Knoll, ein Grashügel, der sich direkt neben Zabruder's Position unter den Bäumen befindet. Viele Theorien besagen, daß ein weiterer Schütze den tödlichen Kopfschuß über einen dortigen Lattenzaun hinweg abgegeben haben soll, welcher die Grünfläche von dem angrenzenden Parkplatz des Bahngeländes trennt.
Laut Warren-Bericht ging Oswald nach den Schüssen zunächst einige Blocks zu Fuß, bevor er einen Bus bestieg. Nach wenigen Minuten stieg er dann in ein Taxi um und ließ sich in den Stadteil Oak-Cliff fahren, wo seine Pension lag (1026 North Beckley). Von dort soll er seinen Weg nach einigen Minuten wiederum zu Fuß fortgesetzt und um 13:15 Uhr an der Ecke Patton Avenue und 10th Street auf den Polizisten Tippit getroffen sein. Der weitere Weg führte ihn zum Texas-Theatre (231 West Jefferson Blvd.), wo er schließlich festgenommen wurde.
1. Bewegen Sie den Mauszeiger auf das Bild.
2. Sie befinden sich auf der Kreuzung der Main und Houston Street und blicken auf das Schulbuch-Lagerhaus. Durch klicken auf die Pfeile auf der Straße können Sie Ihre Fahrt in jede beliebige Richtung fortsetzen.
3. Richtungswechsel der Blickwinkel können Sie durch Anklicken der Dreiecksymbole oben links vornehmen.
4. Mit dem Plus-Symbol können Sie Vergrößerungen vornehmen.
5. Durch Anklicken von "Größere Bildansicht" gelangen Sie in den Vollbild-Modus. Mit der "ESC"-Taste kommen Sie zurück.
Über die Zeit nach dem Attentat schreibt die "Frankfurter Allgemeine" in ihrer Onlineausgabe vom 15.11.2013:
"Jeder hier, der lange genug da ist, kann erzählen, was das bedeutete. Künstler aus Dallas wurden in anderen Bundesstaaten angespuckt. Die heimischen Pfadfinder verbargen auf Reisen ihre Herkunft. Ein Reporter erzählt von einem Irland-Urlaub im Jahr 1982: Da traf er am Strand einen Einheimischen, der zunächst hocherfreut war, dass der Fremde nicht aus Deutschland kam. Als aber das Wort Dallas fiel, wich der Ire zurück und rief: "Ihr habt ihn umgebracht." Erst die Dallas Cowboys, die örtlichen Football-Helden, richteten die Stadt langsam wieder auf. Die eingesessenen Bürger, die viel mit New Yorker Geld jonglieren und stolz darauf sind, dass Dallas als Handelsposten gegründet wurde, hatten anfangs zwar den Namen der Mannschaft verabscheut. Aber mit dem Erfolg wuchs die Identifikation. Dieses Muster wiederholte sich, als die Fernsehserie "Dallas" international Furore machte. Am Anfang war sie den Städtern peinlich. Als sie aber im Ausland plötzlich nicht mehr auf Kennedy, sondern auf den Serien-Ölbaron J.R. Ewing angesprochen wurden, kauften sich die örtlichen Millionäre ihre ersten Cowboyhüte."
(Hier können Sie den ganzen Artikel lesen.) ♦