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Am 02. Januar 1960 verkündete er in einem Tagungsraum des Senats im Kapitol seine Kandidatur zum 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Dabei machte er deutlich, dass er ein Mandat der demokratischen Parteibasis suchte: "Ich glaube, dass jeder demokratische Anwärter für diese wichtige Nominierung bereit sein sollte, seine Sichtweise, seine bisherigen Leistungen und seine Kompetenz den Wählern in einer Serie von Vorwahlen zur Abstimmung vorzulegen."
Es war ein mühevoller Weg, doch Kennedy hatte in den vergangenen vier Jahren eine exzellente Organisation in den – damals noch relativ wenigen – Bundesstaaten mit Vorwahlen aufgebaut, und er verfügte vor allem über scheinbar unbegrenzte Geldmittel. Darüber hinaus hatte er natürlich auch die Unterstützung seiner ganzen Familie im Rücken. Insbesondere seine Brüder und Schwestern hielten Ansprachen, schüttelten Hände und streichelten Babys, als sei es ihr eigener Wahlkampf. Kennedys Gegner hatten zeitweilig den Eindruck, er sei an mehreren Orten gleichzeitig präsent. Seine Frau Jackie hatte eine starke Abneigung gegen den ganzen Politikbetrieb. Daher dosierte sie ihre Auftritte und beschränkte sie auf punktuell wichtige Veranstaltungen. Dies dann aber mit fast überall dem gleichen Ergebnis: Es kam zu Begeisterungsstürmen, zu ans Chaotische grenzenden Menschenaufläufen und zu Szenen von fast hysterischem Jubel und vielstimmigen Gekreische, wie sie wenige Jahre später bei Auftritten der Beatles zu einem Symbol des turbulenten Jahrzehnts wurden. So leiteten die Kennedys die Präsidentschaft ein.
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"High Hopes" ist ein Lied, welches von Frank Sinatra 1959 ursprünglich für einen Kinofilm produziert wurde. Für den Wahlkampf textete er es dann 1960 um. Den offiziellen "Kennedy Campaign Song" können Sie rechts sehen. |
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Trotz seines Siegeszuges durch die Vorwahlen war die Nominierung John F. Kennedys keineswegs sicher, als sich die Demokraten zu ihrem Wahlparteitag im Juli 1960 in Los Angeles trafen. Kurz zuvor hatten zwei Politiker ihr Interesse an der Kandidatur bekundet, die sich den Vorwahlkampf erspart hatten. Neben Lyndon B. Johnson überraschte auch Adlai Stevenson mit seiner Kandidatur, insbesondere, da er bei den Wahlen 1952 und 1956 bereits unterlegen war. Immer wieder ließ man aus den gegnerischen Lagern Indiskretionen über den Gesundheitszustand Kennedys durchsickern. Es gelang dem Stab um seinen Bruder Robert jedoch stets, alle diesbezüglichen Bedenken im Vorfeld auszuräumen. Schließlich konnte Kennedy die Nominierung bereits im ersten Wahlgang am 14. Juli mit 806 Stimmen - und damit 45 Stimmen mehr als notwendig und fast doppelt so viele, wie sein Verfolger Johnson - für sich entscheiden. Unmittelbar im Anschluss bot Kennedy Lyndon B. Johnson, trotz heftiger Einwände insbesondere von Seiten seines Bruders Robert, die Vizepräsidentschaft an. Dabei hatte er nicht zuletzt die eigentlichen Präsidentschaftswahlen im Blick. Hier konnte genau dieser Johnson der ausschlaggebende Punkt für einen Wahlerfolg sein. Denn mit seiner Hilfe würde er sich einige Wählerstimmen in den südlichen Staaten sichern, wo Johnson populärer war, als Kennedy. Dieser Schachzug sollte sich später als goldrichtig erweisen.
Der eigentliche Wahlkampf gegen den amtierenden republikanischen Vizepräsidenten Richard M. Nixon läutete ein neues Zeitalter für die Politik und die Medien ein. Gegen alle Ratschläge ließ sich Nixon von den Fernsehanstalten zu einem Rededuell vor laufenden Kameras überreden. Eisenhower wendete ein, er würde damit Kennedy die Gelegenheit gegeben, sich bereits jetzt auf Augenhöhe mit dem Vizepräsidenten präsentieren zu können. Nixon war jedoch stolz auf seine Argumentationsfähigkeiten und unterschätzte gleichzeitig die Bedeutung des Mediums Fernsehen. Denn hatte noch zu Beginn der 50er Jahre nur jeder zehnte Haushalt ein TV-Gerät, so verfügten 1960 bereits neun von zehn Haushalten über einen Fernsehapparat.
Am 26. September 1960 fand das erste von vier Rededuellen in Chicago statt. Während des Wahlkampfs wurden natürlich schon die Argumente ausgetauscht: Kennedy griff Eisenhower und die Republikaner an: Amerika falle im Kalten Krieg hinter die Sowjetunion zurück – wirtschaftlich wie militärisch – und als Präsident werde er Amerika wieder nach vorne bringen. Nixon antwortete darauf, dass er im Falle seiner Wahl die Friedens- und Wohlstandspolitik, die Eisenhower geprägt hatte, weiter fortführen würde und dass Kennedy zu jung und unerfahren sei, um ihm in Zeiten des Kalten Krieges die Präsidentschaft anzutragen. Doch nun stand man sich Auge-in-Auge vor rund 70 Millionen Amerikanern gegenüber. Kennedy war in seinen Argumentationen seinem Gegner keineswegs überlegen. Eine Umfrage unter den reinen Radiozuhörern sah im Nachgang Nixon eher als Sieger der Debatte. Doch die große Mehrheit der Amerikaner schaute sich das Duell im Fernsehen an. Und hier hatte Kennedy alle Trümpfe in der Hand: Nixon hatte gerade einen Krankenhausaufenthalt hinter sich und dabei rund 14 Kilo verloren. Er wirkte blass und kränklich, war schlecht rasiert und schwitzte auffallend. Dazu kam ein unglücklich gewählter und eher schlecht sitzender grauer Anzug vor ebenso grauem Hintergrund.
Kennedy hingegen wirkte auf die Zuschauer wie ein Adonis: er war braun gebrannt und trug einen dunkelblauen Maßanzug. Sein Team hatte ihn noch kurz zuvor in einem Kühllaster warten lassen, um den heißen Scheinwerfern im Studio entgegenzuwirken. Schließlich betrat er das Studio mit seinem berühmten Lächeln und zog sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Der optische Kontrast zwischen den beiden Kandidaten hätte stärker und für Nixon verheerender kaum sein können. Schließlich sahen 43% der Zuschauer Kennedy als klaren Sieger an, hingegen nur 23% seinen Gegner. Auch wenn Nixon in den drei folgenden Duellen etwas zulegen konnte, war die erste Schlacht doch die Entscheidende. Denn nicht zuletzt hatte diese auch die mit Abstand höchste Zuschauerzahl.
Ein ganz anderes Problem war die Religion des Kandidaten: Kennedy war zwar nicht der erste katholische Kandidat, doch noch nie hatte es einer dann auch ins Weiße Haus geschafft. Die Bevölkerung sah in einem katholischen Präsidenten einen möglichen Spion und Handlanger des Vatikans. Anlässlich einer Rede vor dem Geistlichen Verband am 12. September 1960 in Houston sagte Kennedy zu diesem Thema:
"Im Gegensatz zu dem, was häufig in den Zeitungen zu lesen ist, bin ich nicht der katholische Präsidentschaftskandidat. Ich bin der Präsidentschaftskandidat der demokratischen Partei, der zufälligerweise ein Katholik ist. Ich spreche bei öffentlichen Angelegenheiten nicht für meine Kirche, und die Kirche spricht nicht für mich."
Entgegen der Befürchtungen vieler Parteigenossen wirkte sich die Religion Kennedys eher positiv auf die Wahl aus. Dieses eher konservative Segment der Wählerschaft hatte in der Vergangenheit zu etwa 60% für den Republikaner Eisenhower gestimmt. Angesichts des sehr knappen Wahlausgangs kann davon ausgegangen werden, dass der unentschlossene Teil jener Wähler nun für Kennedy gestimmt hatte und somit das "Zünglein an der Waage" war.
Am 08. November 1960 fand schließlich die eigentliche Wahl statt. Schon in den Umfragen deutete sich ein äußerst knappes Ergebnis an. Kennedy verfolgte die Berichterstattung zusammen mit seiner ganzen Familie im heimatlichen Hyannis Port, während Nixon in einer Suite des Ambassador Hotels in Los Angeles verweilte. Jenem Hotel, in dem Bobby Kennedy 1968 ermordet wurde. Da sich die Entscheidung in die Länge zog, wartete Kennedy das Ergebnis nicht ab und ging in den frühen Morgenstunden zu Bett. Er erwachte nur wenige Stunden später als designierter 35. Präsident der Vereinigten Staaten. In Wählerstimmen hätte es knapper kaum sein können: Kennedy gewann zwar augenscheinlich klar mit 303 zu 219 Wahlmännerstimmen – tatsächlich aber handelte es sich bedingt durch das amerikanische System der indirekten Wahl um gerade einmal 112.827 von etwas über 68 Mio. abgegebener Stimmen. Das entsprach einem Verhältnis von 49,7 zu 49,5%. Die restlichen Stimmen entfielen auf einen unabhängigen dritten Kandidaten. Da Kennedy auch Texas knapp gewonnen hatte, zeigte sich die Richtigkeit seiner Entscheidung bezüglich Lyndon B. Johnson als Vizepräsident. Nun ist es in der amerikanischen Politik zu einem Generationswechsel gekommen: Kennedy als jüngster ins Amt gewählter und bis heute einziger katholischer US-Präsident folgte dem bis dahin ältestem Präsidenten ins Weiße Haus. ♦