Vereidigung

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John Fitzgerald Kennedy wurde am Freitag, den 20. Januar 1961 um 12:51 Uhr auf den Stufen des Kapitols in Washington, D.C. vereidigt. Laut dem 20. Zusatzartikel der Verfassung fallen Ende und Beginn einer Amtsperiode auf die Mittagszeit des 20. Tages im Januar - also unabhängig vom Zeitpunkt der Abgabe des Amtseides. Im Falle des vorzeitigen Ablebens eines Präsidenten übernahm bis zur Inkrafttretung des 25. Zusatzartikels im Jahre 1967 der Vizepräsident zunächst nur kommissarisch bis zur eigentlichen Vereidigung das Amt. Trotzdem endete die Präsidentschaft Kennedys natürlich um 13:00 Uhr CST, also 14:00 Uhr EST. Somit betrug seine Amtszeit genau 1036 Tage und 2 Stunden. Kennedy war der 35. Präsident der USA in der 44. Präsidentschaft und die 34. Person, die dieses Amt bekleidete. Gleichzeitig war er der jüngste gewählte und bis heute einzige römisch-katholische Präsident. 1961 wurde erstmals eine Vereidigung live und in Farbe im Fernsehen übertragen.

Am 19. Januar 1961, dem Vortag der Vereidigung, hatte die Wetterlage noch erheblichen Grund zur Besorgnis gegeben. Ein Schneesturm war aufgekommen und die Räumdienste kämpften die ganze Nacht darum, die Straßen von den Schneemassen zu befreien. Am Folgetag kam dann zwar wieder die Sonne raus, die Temperaturen blieben jedoch deutlich unter dem Gefrierpunkt. Als Dresscode für die Feierlichkeiten wurde der Zylinder ausgegeben. Kennedy selbst trug ihn jedoch mehr in der Hand als auf dem Kopf. Trotz der Kälte verzichtete er auch auf einen Mantel und trug während der rund vierstündigen Veranstaltung nur einen Frack. Direkt um das Kapitol hatten sich rund 20.000 frierende Zuschauer eingefunden, um den Übergang vom bisher ältesten auf den jüngsten gewählten Präsidenten zu verfolgen. Kennedy hatte am Vormittag zunächst an einer von Kardinal Richard Cushing geleiteten Messe in der Holy Trinity Catholic Church in Georgetown teilgenommen. Cushing hatte 1953 bereits die Trauung den jungen Senators mit seiner Frau Jacqueline durchgeführt und hielt am 25. November 1963 schließlich auch die Grabrede für den ermordeten Präsidenten.

Auf den Stufen des Kapitols leistete dann zunächst Lyndon B. Johnson seinen Eid als Vizepräsident, bevor der Lieblingsdichter des Präsidenten eines seiner Werke vortrug. Der 86-jährige Robert Frost sprach das Gedicht "The Gift Outright", welches ursprünglich jedoch nicht vorgesehen war. Die inzwischen grell strahlende Sonne verhinderte, dass Frost sein Manuskript mit dem Werk "Dedication" lesen konnte und so sprach er jenes Gedicht, welches er auswendig konnte.

Um 12:51 Uhr legte Kennedy schließlich seine linke Hand auf die Familienbibel, erhob die rechte Hand und sprach Amtseid, welcher ihm von Obersten Bundesrichter Earl Warren vorgegeben wurde:

"I do solemnly swear that I will faithfully execute the Office of President of the United States, and will to the best of my Ability, preserve, protect and defend the Constitution of the United States. So help me God."
(Ich schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreu ausüben und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach bestem Kräften bewahren, schützen und verteidigen werde. So wahr mir Gott helfe.)

Hierbei handelt es sich um die religiöse (im Gegensatz zur "weltlichen") Version, für die sich auch schon alle Präsidenten vor Kennedy entschieden hatten.

Anschließend wandte er sich an alle Zuhörer mit einer der beeindruckendsten Reden des 20. Jahrhunderts. Die Inaugurationsrede Kennedys umfasste 1364 Worte und dauerte 13 Minuten und 42 Sekunden (ohne Endapplaus). Damit ist sie bis heute eine der kürzeren Reden anlässlich der Amtseinführung. Hierfür holte er sich Inspirationen und Meinungen aus unterschiedlichen Quellen ein wie z.B. seinen Redenschreiber Ted Sorensen. Das Endergebnis soll jedoch überwiegend aus seiner eigenen Feder stammen. Am meiste zitiert wird der Satz: "Fragt nicht, was unser Land für Euch tun wird – fragt, was Ihr für unser Land tun könnt.". Eine weitere bekannte Passage lautet: "All das wird nicht in den ersten hundert Tagen vollendet sein. Es wird auch nicht in den ersten tausend Tagen vollendet sein und nicht in der Amtszeit dieser Regierung, und vielleicht auch nicht einmal zu unseren Lebzeiten auf diesem Planeten. Aber lasst uns beginnen.".

Die Rede machte unzweifelhaft deutlich, dass an diesem Tag eine neue Ära beginnen würde. Die Fackel, so Kennedy, sei an eine neue Generation übergeben worden – er war der erste im 20. Jahrhundert geborene Präsident. Kennedy sprach fast ausschließlich über außen- und weltpolitische Themen mit dem zentralen Punkt der Rivalität mit der Sowjetunion und der drohenden Gefahr eines atomaren Konflikts. Er bezog sich auf Abraham Lincolns Mahnung am Vorabend des Bürgerkrieges, die Nation könne nicht zur Hälfte frei und zur Hälfte Sklaven haltend sein. Kennedy übertrug dies auf eine Welt, die halb frei und halb unfrei, eben kommunistisch, sei. Er machte deutlich, dass die USA unter seiner Führung für die Erhaltung der Freiheit einstehen würden. Den ideologischen Gegnern der USA sicherte er zu, für Frieden einzutreten.

Nach der Rede gab es noch eine rund dreistündige Parade, bevor man offiziell ins Weiße Haus einzog. Am Abend besuchte John und Jackie Kennedy noch fünf verschiedene Bälle zu Ehren der Amtseinführung und die Nacht endete schließlich gegen 3:30 Uhr am Morgen. ♦


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages