Der Kampf der Kennedy-Familie gegen die Mafia ist eine der faszinierendsten und zugleich tragischsten Episoden der amerikanischen Geschichte. Diese Auseinandersetzung, die in den 1950er und 1960er Jahren ihren Höhepunkt erreichte, war geprägt von politischen Intrigen, geheimen Absprachen und eiskalter Gewalt. Die Kennedys standen im Mittelpunkt dieses Konflikts, der sowohl ihre Karriere als auch ihr Privatleben beeinflusste.

Der Kampf der Kennedys gegen die Mafia begann bereits in den 1940er Jahren, als
Joseph P. Kennedy, der Patriarch der Familie, seine Söhne John F. Kennedy (JFK) und
Robert F. Kennedy (RFK) in die Politik einführte. Joe Kennedy, erfolgreicher Geschäftsmann und ehemaliger Botschafter, hatte selbst Kontakte zur Unterwelt, die er nutzte, um die politische Karriere seiner Söhne zu fördern. Doch die jungen Kennedys waren fest entschlossen, unabhängig von den Machenschaften der Mafia ihren eigenen Weg zu gehen.
Robert F. Kennedy spielte eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Mafia. Als er 1960 zum
Justizminister ernannt wurde, begann er einen unerbittlichen Feldzug gegen das organisierte Verbrechen. RFK setzte alles daran, die Macht der Mafia zu brechen und deren Einfluss auf die amerikanische Politik zu minimieren. Unter seiner Leitung führte das Justizministerium zahlreiche Ermittlungen und Prozesse gegen führende Mafiosi durch.

Bereits vor seiner Ernennung zum Justizminister hatte RFK als Chefberater der
McClellan | McCLELLAN, John Little (*15.02.1896 - †28.11.1977)
Ehem. US-Senator für Arkansas (Dem., 1942-77).
McClellan war bekannt für seine Rolle bei Senatsuntersuchungen gegen Korruption und organisierte Kriminalität sowie für seine Unterstützung von Infrastrukturprojekten wie dem McClellan-Kerr Arkansas River Navigation System. Er war der am längsten dienende Senator in der Geschichte von Arkansas und hinterließ ein bedeutendes Vermächtnis als engagierter Gesetzgeber. Im Personenregister anzeigen |
-Kommission gedient, die den Einfluss der organisierten Kriminalität auf Gewerkschaften untersuchte. Diese Kommission enthüllte die Verbindungen zwischen der Mafia und den Teamsters, einer der größten Gewerkschaften der USA. Die Untersuchungen führten zu zahlreichen Verhaftungen und stellten Robert Kennedy als entschlossenen Kämpfer gegen das Verbrechen dar.
Eines der bekanntesten Beispiele für RFKs Engagement im Kampf gegen die Mafia war die "
Operation Underworld", eine großangelegte Untersuchung des organisierten Verbrechens in den USA. Diese Operation führte zu zahlreichen Verhaftungen und Verurteilungen hochrangiger Mafiosi, darunter auch der berüchtigte Boss der Chicagoer Unterwelt,
Sam Giancana | GIANCANA, Salvatore "Sam" "Momo" (*15.06.1908 - †19.06.1975)
US-amer. Mafioso. Giancana wollte sich mit Wahlkampfspenden einen Einfluss auf das Weiße Haus sichern. Nach der Wahl Kennedys ging dessen Regierung jedoch unter Leitung seines Bruders Robert als Justizminster streng gegen die organisierte Kriminalität vor. Giancana war mit Judith Campbell bekannt, der eine Affäre mit Kennedy nachgesagt wird. 1975 wurde Giancana in seinem Wohnsitz von einem unbekannten Täter erschossen. Im Personenregister anzeigen |
.
Die Mafia reagierte äußerst feindselig auf die Angriffe der Kennedys. Während RFK unermüdlich daran arbeitete, die kriminellen Netzwerke zu zerschlagen, formierten sich die Mafiosi, um sich zu wehren. Die Mafia betrachtete die Kennedys als ernste Bedrohung für ihr Geschäft und ihre Macht. Es gibt zahlreiche Berichte über Morddrohungen und Attentatspläne gegen die Mitglieder der Kennedy-Familie.
Auch John F. Kennedy hatte während seiner Präsidentschaft mit der Mafia zu kämpfen. Obwohl es Gerüchte gibt, dass die Mafia JFKs
Wahlkampf unterstützt hatte, um später politische Vorteile zu erlangen, verschärfte sich der Konflikt nach seiner Wahl zum Präsidenten. JFK unterstützte die rigorosen Maßnahmen seines Bruders Robert als Justizminister und stellte sich ebenfalls gegen die Mafia.
Ein bedeutender Aspekt von JFKs Präsidentschaft war die
Kubakrise, in der die Mafia eine Rolle spielte. Die Mafia hatte vor der Revolution enge Verbindungen zum kubanischen Regime unter
Batista | BATISTA y ZALDÍVA, Fulgencio (*16.01.1901 - †06.08.1973)
Kubanischer Armeeangehöriger, Politiker und von 1940-44 gewählter und von 1952-58 diktatorisch regierender Staatspräsident Kubas.
Nach seiner ersten Amtszeit und einem mehrjärigen Auslandsaufenthalt schloss sich Batista 1952 einem Militärputsch gegen die aktuelle korrupte Regierung an und übernahm anschließend erneut die Amtsgeschäfte. Er hielt Verbindungen sowohl zur amerikanischen wie auch sowjetischen Regierung. Die Zustimmung sowohl unter den Einheimischen wie auch im Ausland schwand jedoch zusehens und nach der Revolution durch die Leute um Fidel Castro floh Batista 1959 ins Exil nach Spanien, wo er 1973 starb. Im Personenregister anzeigen |
und betrieb dort zahlreiche Casinos und Nachtclubs. Nach
Castros | CASTRO RUZ, Fidel Alejandro (*13.08.1926 - †25.11.2016)
Kubanischer Regierungschef (1959-2008) und Staatspräsident (1976-2008).
Castro war mit der Bewegung des 26. Juli (M-26-7) die treibende Kraft der kubanischen Revolution gegen den Diktator Batista 1959. Mitte 2006 erlitt Fidel Castro eine Darmblutung und musste sich einer komplizierten Operation unterziehen. In der Folge trat er zunächst nur "vorläufig", Anfang 2008 dann endgültig von seinen politischen Ämtern zurück. Mit insgesamt 49 Jahren war Castro der am längsten regierende Herrscher des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Im Personenregister anzeigen |
Machtübernahme verlor die Mafia ihre profitable Basis auf Kuba, was zu weiteren Spannungen zwischen den Kennedys und der Unterwelt führte.
Der tragische Tod von John F. Kennedy am 22. November 1963 nährte zahlreiche Verschwörungstheorien, die die Mafia in das
Attentat verwickelt sahen. Obwohl bis heute keine eindeutigen Beweise dafür vorliegen, glauben viele, dass die Mafia aus Rache für die harten Maßnahmen der Kennedys gegen das organisierte Verbrechen gehandelt haben könnte.

Eine bedeutende Rolle in der komplexen Beziehung zwischen den Kennedys und der Mafia spielte kein Geringerer als der beliebte Sänger und Schauspieler
Frank Sinatra | SINATRA, Francis "Frank" Albert (*12.12.1915 - †14.05.1998)
US-amer. Sänger, Schauspieler und Entertainer. Frank Sinatra gilt als eine der einflussreichsten und bekanntesten Persönlichkeiten der Popmusik des 20. Jahrhunderts. Er war ein Fan von John F. Kennedy und unterstützte dessen Wahlkampf unter anderem mit seinem umkomponierten Song "High Hopes". Darüber hinaus werden ihm Verbindungen zum organisierten Verbrechen nachgesagt. Eine Einflussnahme der Mafia über Sinatra auf das Weiße Haus gilt heute jedoch als unwahrscheinlich.
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. Er war eng mit Sam Giancana, besagtem Mob-Boss aus Chicago, befreundet. Diese Freundschaft ermöglichte es Sinatra, als Vermittler zwischen der Mafia und den Kennedys zu agieren. Es wird berichtet, dass Sinatra Giancana half, Kontakte zu John F. Kennedys Wahlkampfteam herzustellen, was möglicherweise dazu beitrug, Gewerkschaftsstimmen für JFK zu sichern.
Sinatra stellte John F. Kennedy auch
Judith Campbell Exner | CAMPBELL EXNER, Judith Eileen Katherine (geb. IMMOOR, gesch. CAMPBELL, gesch. EXNER) (*11.01.1934 - †24.09.1999)
US-amer. Society-Frau. Campbell behauptete, die Geliebte des US-Präsidenten John F. Kennedy und eine enge Freundin des Mafia-Bosses Sam Giancana gewesen zu sein. In ihren Aussagen in späteren Jahren widersprach sie sich jedoch immer wieder, insbesondere was die Verbindung zwischen ihr, dem Präsidenten und der Mafia anging. FBI-Chef Hoover soll bezüglich dieser Affäre persönlich mit Kennedy gesprochen haben, der den Kontakt daraufhin beendet habe. Im Personenregister anzeigen |
vor, die wahrscheinlich sowohl eine Geliebte von JFK als auch von Giancana war. Exner behauptete später, sie habe als Mittelsfrau zwischen Kennedy und Giancana fungiert, insbesondere in Bezug auf ein angebliches Komplott zur Ermordung von Fidel Castro. Als Dank für die Unterstützung der Mafia trat Sinatra in Giancanas Club auf und pflegte enge Beziehungen zu anderen Mafia-Mitgliedern. Diese Verbindungen waren so offensichtlich, dass das FBI Sinatra über Jahrzehnte hinweg überwachte und umfangreiche Akten über seine Aktivitäten führte.
Sinatras Verbindungen zur Mafia hatten sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf seine Karriere. Während sie ihm halfen, bestimmte Türen zu öffnen, brachten sie ihn auch in Schwierigkeiten und führten zu intensiver Überwachung durch die Behörden. Frank Sinatra war also eine Schlüsselfigur in der Verbindung zwischen den Kennedys und der Mafia, indem er als Vermittler und Kontaktperson fungierte und so die komplexen politischen und kriminellen Netzwerke dieser Zeit beeinflusste.
Der Kampf der Kennedys gegen die Mafia hinterließ tiefe Spuren in der amerikanischen Geschichte. Robert F. Kennedy setzte seine Arbeit auch nach dem Tod seines Bruders fort und kandidierte 1968 für die Präsidentschaft. Sein Engagement gegen das organisierte Verbrechen und seine Vision eines gerechteren Amerikas inspirierten viele Menschen. Doch auch RFK fiel einem
Attentat zum Opfer, was die Theorie weiter nährte, dass die Mafia eine Rolle in den Morden an den Kennedys spielte.
Dieser Kampf gegen die Mafia war ein dramatisches und prägendes Kapitel der amerikanischen Geschichte. Die Entschlossenheit und der Mut von John und Robert Kennedy, sich gegen die mächtige Unterwelt zu stellen, beeindruckten die Nation und hinterließen ein bleibendes Erbe. Ihr Kampf gegen das organisierte Verbrechen hat die amerikanische Gesellschaft nachhaltig beeinflusst und bleibt ein bedeutendes Beispiel für den Einsatz gegen Ungerechtigkeit und Korruption. ♦