Kabinett

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Landwirtschaftsminister (Secretary of Agriculture)



Orville Lothrop Freeman (1961-69)


Orville Lothrop Freeman war Sohn eines Kaufmanns und wuchs in Minnesota auf. Nach seinem Bachelor-Abschluss an der Universität von Minnesota war Freeman bei der Marine und kehrte nach einer Verwundung als Major von den Kriegsschauplätzen im Pazifik zurück. 1946 schloss er sein Jurastudium ab und arbeitete in Minneapolis als Anwalt. Freemans politische Karriere war eng mit der von Hubert Humphrey, damals Bürgermeister von Minneapolis, verbunden. 1946 wurde Freeman Geschäftsführer und zwei Jahre später Vorsitzender der Demokratischen Landarbeiterpartei (Democratic Farmer Labor Party DFL). Durch Humphreys Mitarbeit wurde die DFL zu einer wichtigen demokratischen Organisation, die dabei half die republikanische Dominanz in Minnesota zu beenden.

Freeman bewarb sich zweimal erfolglos um den Gouverneursposten von Minnesota, 1954 gelang ihm jedoch das schwierige Vorhaben, sich gegen den Republikanischen Amtsinhaber durchzusetzen. In den folgenden vier Jahren wurde er zweimal im Amt bestätigt. Bei der Nominierung des demokratischen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl von 1960 hatte Freeman zunächst den befreundeten Humphrey unterstützt. Nachdem dieser seine Nominierung zurückzog, sprach sich Freeman für Kennedy aus und half ihm dabei, die Stimmen der Demokraten in Minnesota zu gewinnen.

Doch während Kennedy siegreich war, verlor Freeman die Wiederwahl 1960. Kennedy machte ihn dann zu seinem Landwirtschaftsminister. Eines der größten innenpolitischen Probleme Anfang der sechziger Jahre war die landwirtschaftliche Überproduktion, ausgelöst von den technischen Neuerungen der Fünfziger und den verbesserten Anbaumethoden. Die Demokraten befürworteten den staatlichen Aufkauf und die Lagerung der Überschüsse sowie Subventionen für die Bauern. Von dieser Politik profitierten vor allem kleinere Bauern. Die Republikanische Partei als Vertreterin der Interessen von agrarischen Großbetrieben kritisierte diese Politik als übertriebenes Eingreifen in die freie Marktwirtschaft.

Freeman versuchte die Probleme in der Landwirtschaft mit einem umfassenden Programm zu lösen. Er versprach Landwirten gleiches Einkommen wie den Beschäftigten, die nicht aus der Landwirtschaft kamen. Gleichzeitig gab er dem Landwirtschaftsministerium die Möglichkeit, sowohl die Anbaufläche als auch die Ernte zu regulieren. Das Ziel war es, die Überproduktion zu drosseln, das Einkommen anzuheben und die Überschüsse in Ernährungsprogramme umzuleiten. Mit dem "Food for Peace"-Programm sollten beispielsweise die Überschüsse kostenlos an Entwicklungsländer geliefert werden, um die Überproduktion zu verteilen und Entwicklungshilfegelder einzusparen.
Einem weiteren Problem der Landwirtschaft, der Landflucht, versuchte Freeman mit Agrar-Reformvorschlägen, für sog. "rural renewal", zu begegnen. Darin waren Umnutzungsvorschläge für Anbauflächen und die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten außerhalb des Agrarsektors vorgesehen.

Unter Freeman wurde damit der Einflussbereich des Landwirtschaftsministers ausgeweitet: Neben dem "Food for Peace" Programm und dem "rural renewal" beeinflusste das Landwirtschaftsministerium auch die Sozialpolitik durch die Mitsprache bei Ernährungsprogrammen für sozial Schwache, den "Food Stamp"-Programmen oder dem Schulfrühstück.

Freemans Anregungen, das Department deshalb in "Department of Food and Agriculture" oder „Department of Food, Agriculture and Rural Affairs“ umzubenennen und die erweiterten Aufgabenbereiche auch nominell anzuerkennen, schlugen jedoch fehl. Trotz vieler Erfolge wurde Freemans Landwirtschaftspolitik von Kritikern aus dem Republikanischen Lager als Vorstufe zur Planwirtschaft gesehen – und als typisch für die "sozialistische Kennedy Philosophie". ♦


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages
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