Hyannis Port

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Tag 5

"Heute ging's wieder raus nach Hyannis. Und sogar genau mit dem Wagen, den wir bestellt hatten. Um 13 Uhr hatten wir dann unseren "berühmten" Termin im Kennedy-Anwesen. Was wir dort über zwei Stunden erleben durften, kann an dieser Stelle leider keinerlei angemessenen Ausdruck finden. Nur soviel: während uns neben der Security ("You are Peter and Peter...?") die Vizepräsidentin des Edward Moore Kennedy Institutes for the United States Senate Caroline Angel Burke bereits erwartete, war es wohl eher ein glücklicher Zufall, dass mit Maureen Lowney die ehemalige Haushälterin und Köchin von Senator Ted Kennedy hinzustieß. Das ganze endete nach zwei Stunden noch bei Keksen und selbstgemachter Limonade auf der Veranda. Dazu gerne mal persönlich mehr. Ich habe im Anschluss an die WhatsApp mal ein, zwei Bilder von außen gepostet. Wir mussten hoch und heilig versprechen, keine Bilder vom Inneren des Hauses auf irgendwelchen sozialen Netzwerken zu posten oder sonstwie im Internet zu veröffentlichen. Selbstverständlich werden wir diese Bitte respektieren, solange wir keine Freigabe auch einzelner Bilder vom EMK bekommen. Wir konnten jedoch weit über 100 Bilder und Videos machen und wer Interesse hat, darf sich diese gerne aber ausschließlich persönlich ansehen.

Ein Wort noch zu unserer Unterkunft in Hyannis: ich war auch schon in schönen und noblen Hotels, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Perfekt im Haborstil und von der Hausherrin mit unglaublicher Liebe gestaltet. Ich hatte dies bei der Planung schon geahnt und daher bereits seit etwa zwei Jahren versucht, eine Reservierung für die zwei von insgesamt nur drei Zimmern zu bekommen, aber erst Ende letzten Jahres bekommen. Ein absoluter Glücksgriff."

Auf diesen Tag nun hatten wir sehr, sehr lange hingearbeitet. Bereits seit November 2013 stand ich mit dem Edward Moore Kennedy Institute for the United States Senate in Kontakt. Ziel war es, für den Zeitraum unseres Besuches in den USA eine Gelegenheit zu bekommen, das Familienanwesen in Hyannis Port zu besichtigen. Seit dem Tod von Ted Kennedy wird das Haus von der Familie nur noch bedingt genutzt und vom EMK in Boston verwaltet. Mein Freund und Reisebegleiter Peter Klages war bereits in den 80er Jahren alleine und 2013 mit seinen beiden Söhnen vor Ort, wurde jedoch stets am Anfang der Marchant Ave. von Sicherheitskräften aufgehalten. Ich hoffte nun, im Falle eines positiven Bescheides, ihn damit überraschen zu können. Doch leider erhielt ich stets Absagen mit dem Hinweis, dass das Anwesen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sei.

Dann lernten wir Anfang 2017 Stephen Edward Kennedy Smith Jr. kennen. Er ist der Sohn der letzten noch lebenden Schwester des Präsidenten. Diese lebt in New York und ich hatte sie mehrfach in der Hoffnung angeschrieben, dass wir sie im Verlauf unserer Reise mal aufsuchen dürften. So setzte sich dann schließlich ihr Sohn mit uns in Verbindung und es entwickelte sich ein reger E-Mail-Verkehr. Bei dieser Gelegenheit fragte ich ihn schließlich, ob er uns bezüglich des Familienanwesens vielleicht behilflich sein könnte. Tatsächlich schrieb er die Präsidentin des EMK's Jean F. MacCormack an, doch leider folgte zunächst keine Reaktion. Auf meine Nachfrage empfahl er mir, sie selbst nochmal anzuschreiben, was ich auch mit einer sehr ausführlichen und emotionalen Mail tat. Am 13. April um 21:31 Uhr erhielt ich plötzlich folgende Mail:

"Peter, We will be so happy to welcome you to visit the Kennedy family home.  I need to check with the staff about which of the two dates will work best and I will get back to you shortly.  We  will be very pleased to have you visit with us. Jean"

Ich kann meine Freude in diesem Moment kaum in Worte fassen. Ich war noch an der Arbeit und konnte vor lauter Aufregung kaum meiner Tätigkeit nachkommen. Ich blieb von da an mit ihr in Kontakt und es viel mir unglaublich schwer, diese Neuigkeit noch für die nächsten Wochen vor meinem Freund geheim zu halten.

Verabredet waren wir für den 30. Juni um 13 Uhr. Natürlich fuhren wir entsprechend früh in Boston los und waren bereits sehr zeitig in Hyannis. Daher besuchten wir zunächst das Kennedy Memorial in unmittelbarer Nähe zum Cape House. 

Dann war es schließlich soweit - die Security am Anfang der Marchant Ave. empfing uns mit den Worten: "You're Peter and Peter - the german delegation?" und forderte uns anschließend auf, direkt auf den Parkplatz hinter dem Haus zu fahren. Das war schon der erste besondere Moment, da man sonst nicht über diesen Punkt hinaus kommt. Empfangen wurden wir von Caroline Angel Burke, Vizepräsidentin des EMK. Über den rückwärtigen Eingang kamen wir zunächst in die Küche. Schon hier stieß dann Maureen Lowney hinzu, die ehemalige Köchin und Haushälterin von Ted Kennedy. Dies war natürlich ein absoluter Glücksfall, denn sie plauderte "aus dem Nähkästchen" und beide waren sehr herzlich und gastfreundlich. Wir waren davon ausgegangen, dass wir vielleicht einige Fotos machen und vielleicht 15 oder 20 Minuten bleiben dürften. Aber es sollte ganz anders kommen...

Wir durften nicht nur beliebig Bilder machen, sondern auch Videos von jedem Raum wurden uns gestattet. Es gab nur eine kleine Bedingung: veröffentlichen dürfen wir ohne Absprache ausschließlich Bilder von außen - nicht vom Inneren des Hauses. Mit "veröffentlichen" sind neben dieser Homepage natürlich auch sämtliche sozialen Medien gemeint. Ich hatte Caroline im Vorfeld dieses Reiseberichtes angeschrieben und um die Erlaubnis für ein einziges bestimmtes Bild gebeten, jedoch musste sie auch dies leider ablehnen. Natürlich werden wir diese Bitte absolut respektieren. Wer also gerne Bilder vom Inneren des Hauses sehen möchte, muss uns Wohl oder Übel persönlich ansprechen. 

Schließlich verbrachten wir rund zwei Stunden mit Caroline und Maureen im und um das Cape House. Am Ende servierte uns Maureen noch Kekse und selbstgemachte Limonade und wir saßen zusammen auf der Veranda an jener Stelle, an der 2009 Ted Kennedys Sarg stand und von einer Ehrengarde bewacht wurde. Es waren sehr bewegende zwei Stunden für uns beide, wozu die verbindliche Herzlichkeit unserer Gastgeberinnen natürlich beitrug. Dies mag für den "Außenstehenden" vielleicht etwas schwehr nachvollziehbar sein. Aber man bedenke zwei Punkte: dieses Haus war über Jahrzehnte hinweg (und ist es zum Teil auch noch heute) das Zentrum aller großen Familienereignisse - hier wurde gefeiert und getrauert. Und für beides hatte diese Familie genügend Anlässe. Hinzu kommt unsere persönliche Situation. Beide beschäftigen wir uns seit über 40 (!) Jahren mit diesem Thema. Beiden ist uns die Bedeutung dieses Hauses für die Kennedy-Familie selbst, aber auch für seinen Platz in der Geschichte entsprechend bewusst. Es gibt keinen anderen Ort, an dem man diesen Menschen und diesem Thema näher kommen könnte und dabei gleichzeitig in den Spuren der Geschichte wandelt. Für mich war es in jedem Fall der absolute Höhepunkt in meinem Leben und ich bin sehr stolz darauf, dass man uns für diesen Besuch auserwählt hatte. Wir haben mit Caroline und Maureen ausführlich darüber gesprochen und ich versuchte, ihr unsere Gedanken zu vermitteln. Und dann sagte sie, man hätte sich wohl im Vorfeld unsere Homepages angeschaut und lange über unser Anliegen nachgedacht. Nun auch hier vor Ort würde sich ihr Gefühl bestätigen, es habe die Richtigen getroffen und wir seien auch in Zukunft willkommen. Ein unglaublicher Moment...
 

Nach unserer Abfahrt gegen 15 Uhr brauchten wir beide einen Moment, um das Erlebte etwas sacken zu lassen. Wir steuerten einen kleinen Strand in Sichtweite des Cape Houses an und gingen zunächst getrennt voneinander einige Meter am Nantucket Sound entlang. Mir wurde in diesem Moment die Gnadenlosikeit der Zeit bewusst. So lange hatten wir auf diesen Moment hingearbeitet; viele Stunden und Nächte hatte ich am PC verbracht und geplant, Emails geschrieben und Kontakte gepflegt. Und wie nach einem einzigen Wimpernschlag lag dieser Moment nun schon wieder hinter uns. Doch ich spreche wohl für uns beide, wenn ich sage, dass wir im Bewusstsein seiner Einzigartigkeit von diesem Besuch für immer zehren werden.

In unmittelbarer Nähe gab es noch eine Stelle, welche für uns beide sehr von Interesse war. Dabei handelt es sich um ein einfaches Stück Gartenzaun und eine darin versteckte Tür, welche zu dem Wohnhaus des Präsidenten führt. Dieses befindet sich in der Irving Ave. und das Grundstück grenzt an jenes des Cape Houses. Mehrere Anwesen rund um das Cape House sind auch heute noch im Besitz der Familie und werden auch von ihr genutzt. Zusammen bilden sie den "Kennedy Compound". An jenem Zaun entstand bei einer spontanen Begegnung mit der Presse am 20. Juli 1960 - unmittelbar nach der Nominierung Kennedys zum demokratischen Präsidentschaftskandidat - eines der bekanntesten Bilder der Kennedys. Es bedurfte einiger Recherche, um genau jene Stelle zu finden.
 
      
 
Nun machten wir uns auf zu unserer Unterkunft. Da diese ganze Reise etwas Einzigartiges und Besonderes werden sollte, gaben wir uns auch bei der Auswahl der Unterkünfte viel Mühe. Und so, wie diese Mühe auch schon in Boston von Erfolg gekrönt war, stellte sich auch unsere Wahl in Hyannis als Volltreffer heraus. Ich stieß nach langer Suche und vielen Vergleichen auf das "The Hillcrest Bed and Breakfast". Wie schon in Boston waren auch hier laut Bewertungen alle Besucher sehr begeistert insbesondere von der Gastfreundschaft. Da das Haus nur über drei Gästezimmer verfügt, versuchte ich bereits fast zwei Jahre im Voraus eine Reservierung zu bekommen. Doch die Vermieter David und Linda konnten diese zu einem solch frühen Zeitpunkt nicht bestätigen. Erst im August 2016 erhielten wir schließlich die Zusage und freuten uns sehr darüber. Und wie es der Zufall so wollte hatte David in den 1990er Jahren bereits im Büro von Ted Kennedy gearbeitet und kannte ihn somit persönlich. 

Das Hillcrest begrüßt seine auswärtigen Gäste stets mit der Flagge des jeweiligen Landes. Die ganze Einrichtung wurde insbesondere von Linda mit unglaublich viel Mühe und Liebe zum Detail gestaltet. Auffällig ist auch die außergewöhnliche Sauberkeit und Pflege der Einrichtung bis in den kleinsten Winkel. David und Linda sind sehr herzlich und wir haben schöne Gespräche mit ihnen geführt. Linda schenkte dem Peter sogar alte Zeitungen aus den 60er Jahren über die Kennedys. Es war insgesamt eine traumhafte Unterkunft, die ich nur wärmsten weiterempfehlen kann. Am Abend ließen wir dann den Tag mit einem Essen in der "British Beer Company" ausklingen. ♦


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages
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